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Das DÖW trauert um Käthe Sasso

Käthe Sasso. Foto: DÖW

Käthe Sasso (18. März 1926 - 14. April 2024)

 

Unermüdliche Kämpferin und Zeitzeugin

 

Ein Nachruf von Brigitte Bailer (ehemalige Leiterin des DÖW)

 

Am 14. April ist Käthe Sasso im Alter von 98 Jahren verstorben, eine mutige und selbstbewusste Frau, die als Zeitzeugin unermüdlich vor den Grausamkeiten des NS-Regimes warnte und vielen Menschen die Notwendigkeit vor Augen führte, rechtsextremen und autoritären Tendenzen rechtzeitig entgegen zu treten. Gleichzeitig wurde sie nie müde, das Gedenken an alle jene in Erinnerung zu rufen, die von NS-Justiz und anderen Verfolgungsmaßnehmen ermordet wurden und daher nicht mehr in der Lage waren, nach der Befreiung davon zu berichten.

 

Käthe Sasso wurde als Katharine Smudits 1926 in eine sozialdemokratische Familie geboren. Entsprechend ihrer politischen Überzeugung schlossen sich ihre Eltern dem kommunistischen Widerstand gegen das NS-Regime an; den Käthe als junges Mädchen ab 1941 gleichfalls aktiv unterstützte. Sie sammelte Gelder für die Familien Inhaftierter, beteiligte sich an der Herstellung von kommunistischem Propagandamaterial. So wie viele andere Widerstandsgruppen auch wurde diese Gruppe um Gustav Adolf Neustadl von einem Spitzel an die Gestapo verraten und Käthe gemeinsam mit den anderen Mitgliedern am 21. August 1942 verhaftet. Es folgte Haft zuerst im Haus der Gestapo am Morzinplatz, später dann im Polizeigefangenhaus "Elisabethpromenade" (so die damalige Straßenbezeichnung, heute Rossauer Lände 7-9) und der Schiffamtsgasse. Von dort wurde sie ins Gefängnis im Landesgericht überstellt, wo sie mit noch während ihrer Haftzeit dort hingerichteten Frauen wie beispielsweise Annie Gräf Freundschaft schloss. Die von Käthe dort unmittelbar miterlebte Unmenschlichkeit der NS-Justiz und der Hinrichtungen prägten ganz wesentlich ihr Engagement in der Zeit der Zweiten Republik. Schon in ersten Aufzeichnungen nach 1945 beschrieb sie eindringlich diese Erlebnisse und die Schicksale ihrer hingerichteten Haftgefährtinnen.

 

Sie selbst wurde vom 8. Senat des Oberlandesgerichts Wien am 21. April 1944 zu 18 Monaten Jugendgefängnis verurteilt. Nach einem Zwischenaufenthalt im Jugenderziehungslager Oberlanzendorf wurde sie am 11. September 1944 ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überstellt. Am 28. April 1945 gelang es ihr von einem Evakuierungsmarsch nach Bergen-Belsen zu flüchten und mit Unterstützung sowjetischer Truppen nach Wien zurück zu kehren.

 

Bald nach ihrer Rückkehr traf sie ihren späteren Gatten Josef Sasso, gleichfalls ein ehemaliger Widerstandskämpfer, der aus dem KZ Buchenwald zurückgekehrt war.

 

Sie blieb ihr ganzes Leben ihrem politischen Engagement gegen die Gräuel von Faschismus und Nationalsozialismus verbunden, ab den 1990er Jahren wirkte sie als Zeitzeugin in Schulen. Wie viele andere auch wurde sie von der Überzeugung motiviert, dass alles daran gesetzt werden müsste, um den jungen Menschen zu verdeutlichen, was eine Abkehr von der Demokratie und eine Hinwendung zu autoritären Wegen für jeden einzelnen Menschen so wie für die Gesellschaft bedeuten kann.

 

Ein ganz wichtiges Anliegen war es ihr, die Erinnerung an die Hingerichteten und Ermordeten wach zu halten, ihr Andenken zu pflegen. In diesem  Sinne zählte sie auch zu jenen, die immer wieder darauf drängten, an der Gruppe 40 im Wiener Zentralfriedhof, der Begräbnisstätte der in Wien hingerichteten Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen eine Nationale Mahn- und Gedenkstätte zu errichten, was die österreichische Bundesregierung anlässlich des 75. Jahrestages des "Anschlusses" 1938 auch umsetzte. Die Vorbereitungsarbeiten fanden gemeinsam mit Vertretern der Opferverbände und des Dokumentationsarchivs sowie mit tatkräftiger Beteiligung von Käthe Sasso statt.

 

Persönlich verknüpfe ich zahlreiche Erinnerungen mit Käthe Sasso als willensstarker und selbstbewusster Frau, die ihre Anliegen mit Nachdruck durchzusetzen wusste  - gleichgültig ob es um Rosen für die Grabstätten der Hingerichteten oder einen Text in der DÖW-Publikation zu den in der Gruppe 40 Bestatteten ging.

 

Käthe Sasso war aber über den Tod ihres Gatten hinaus seinem Andenken zutiefst verbunden. In ihrem Haus in Winzendorf hatte das Ehepaar nicht nur gewohnt, sondern Josef Sasso auch seine Spenglerwerkstatt betrieben. Bei einem Besuch zeigte sie der Autorin dieses Beitrags stolz, dass Werkbänke und Werkzeug von ihr nach wie vor geputzt wurden und diese Werkstätte ihr persönlicher Gedenkraum an ihren Gatten war.

 

Wir betrauern mit Käthe Sasso eine nimmermüde Mahnerin, eine bewundernswerte starke Frau und eine Zeitzeugin, die viele Generationen von jungen Menschen beeindruckt und wohl auch geprägt hat.

 



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